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- Zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10. November 2019 11:29
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Kantenlänge, Tiefe&Höhe bei Malawisee Buntbarschen
Welche Kantenlänge,Tiefe und Höhe ist möglich bei Malawisee Aquarien?
Die Entwicklung in der Malawisee Aquaristik hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt, dabei sind Maßstäbe der letzten Jahrzehnte absolut überholt. Immer mehr Aquarianer möchten ihren Buntbarschen die bestmögliche Pflege geben, dabei ist die sorgsame Wahl des Aquariums von größter Wichtigkeit.
Unter den Nonmbunas und Mbunas gibt es unterschiedliche Beckengrößen, welche als unterstes Maß angesetzt werden. Aber nicht nur die Literanzahl an sich ist wichtig, sondern auch die Beckenkantenlänge und die Tiefe oder die Höhe des Aquariums.
Je nach Größe, Art und Charakter eines Buntbarschs sowie seinen Ansprüchen an den Lebensraum muss man schon zu Beginn sorgsam abwägen, welches Maß und welche Größe in Litern in Frage kommen. Das Thema ist hochkomplex und beinhaltet sehr unterschiedliche Faktoren. Zum Beispiel ob die gewählte Art eher ein großer Buntbarsch ist und viel Schwimmraum braucht, oder revierbildend - dabei dauerhaft oder nur während der Paarungszeit? ....usw.
Im Fischverzeichnis aufgeliedert in Nonmbunas, Mbunas und Utakas haben wir schon vieles in den einzelnen Beiträgen zusammengefasst und zeigen, wie die Tiere in freier Wildbahn leben. Aber auch Tipps zur Pflege im Aquarium wurden berücksichtigt, teilweise auch zur Vergesellschaftung.
Grundsätzlich sollte die Devise lauten:
Je mehr Beckengröße und Kantenlänge sowie Tiefe desto besser für die Tiere! Aber auch in Bezug auf die Gestaltung sind Beckengröße, Kantenlänge, Höhe sowie Tiefe wichtig. Buntbarsche gibt es in verschiedenen Lebensräumen und im Aquarium sollte diese zwingend mit übernommen werden. Nur so kann langfristig eine weitestgehend optimale Haltung gewährleistet werden.
Die unterste Kantenlänge ist 100 cm, dabei ist diese Kantenlänge kein Freifahrtschein, denn nur sehr wenige Arten können wenn überhaupt in dieser Kantenlänge gepflegt werden. Grundsätzlich beginnt die Kantenlänge bei 120 cm, meistens sind es kleinere Mbuna Arten, die man hier pflegen könnte. Für Nonmbunas (wir reden hier immer von langfristig angelegten Schaubecken daheim) sind Kantenlängen von 120 cm fast nicht zu halten, dazu aber später mehr!
Die weitere Kantenlänge ist sehr abhängig von dem Besatz, also der Art, sowie der Zusammenstellung der Arten insgesamt. Dabei sollte sich die Kantenlänge immer an dem Buntbarsch orientieren, der auch die größte Kantenlänge braucht. Es gibt etliche Arten, die sehr ausdauernde Schwimmer sind oder aber relativ große Reviere besetzen. Bei den allermeisten Nonmbunas nur kurze Perioden, feste Reviere werden eher selten gehalten. Die Kantenlänge trägt auch dazu bei, dass sich die gewählten Arten auseinander gehen können. Was wiederum zur Stressminimierung führt und dem Wohl der Fische dient.
Der optische Aspekt spielt ebenfalls eine Rolle: Je mehr Kantenlänge man setzen kann, desto besser ist es. Auch bei Mbunas ist die Kantenlänge ein wichtiger Aspekt, dabei spielt hier aber auch die Höhe des Aquariums eine wesentliche Rolle. Viele Mbuna Arten (zu deutsch: die in den Felsen leben) besetzen langfristig feste Reviere und sind an ein Leben im und am Stein gebunden.
Die suggerierten Aufbauten aus Steinformationen- ob nun echte Steine oder künstliche - sollten ausladend sein und nach oben in Richtung Wasseroberfläche dekoriert werden. Hier ist es wichtig, wie viele Arten man letztlich setzen will und kann und welche Arten es sein sollen. Nicht alle Mbunas sind so eng an diesen Lebensraum "Felszone" fixiert. Dennoch geben die durch das Stapeln rauskommenden Höhlen und Spalten sowie Durchgänge wichtige Rückzugszonen. Und es können in diesen auch Reviere von einzelnen Männchen gesetzt werden. Unterlegene Tiere haben durch die vielen Möglichkeiten beste Rückzugszonen!
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Warum nach oben stapeln?
Ist die Kantenlänge begrenzt, so bleibt dem Aquarianer nichts anders übrig als nach oben zu bauen. Je mehr Gestein getürmt wird, desto mehr Verstecke und Reviere können gegründet werden, die Alpha Tiere werden meistens die besten Stellen besetzen, meistens weiter oben, da diese auch durch die Beleuchtung ein reges Algenwachstum hervorbringen (naturbedingt). Wir bilden in einem Glaskasten einen Lebensraum nach, der in natura etliche Quadratkilometer groß sein kann, hier müssen wir das Ganze so optimal wie denkbar im kleinem Maßstab umdenken und umsetzen.
Mit der Größe der Kantenlänge und auch der Tiefe geht man bei Mbuna Aquarien mehr in die Breite. Das bedeutet, die Aufbauten müssen nicht ganz bis an die Wasseroberfläche reichen, erfüllen aber den gleichen Zweck: viele Verstecke, Spalten, Höhlen und Durchgänge. Große Steine heben das Ganze in Richtung Wasseroberfläche und bei richtigem Licht sprießen auch die Algen. Ebenfalls entsteht ein natürlicher Sichtschutz unter den Buntbarschen. Das hat wirklich immens viele Facetten. Ist die Fütterung dann dementsprechend, suchen die Tiere automatisch auch die Weidegründe auf, in denen Algen gut gedeihen.
Eine Mindesthöhe von 50 cm sollte nicht unterschritten werden und ist abhängig vom Besatz. Nonmbunas (auch hier artenabhängig) können schön eher bei 50 cm Höhe gut auskommen, weil die meisten dieser Arten eher durch ihre Bedürfnisse Länge und Tiefe brauchen. Dementsprechend ist auch die Tiefe kein unwesentlicher Aspekt. Sie spielt ebenfalls je nach Gattungen, die man pflegen will, eine Rolle. Mbunas oder lieber Nonmbunas? Mischbecken zwischen Mbunas und Nonmbunas? Die Arten sollten im letzteren Fall aber genau ausgesucht werden.
Zum einem ist die Tiefe optisch natürlich ein Highlight und suggeriert auch Tiefe im Malawisee-Aquarium. Zum anderen bietet sie Platz für die Buntbarsche. Manche Arten besetzen langfristig oder auch kurzfristig pizzatellergroße Reviere, andere Arten - besonders die Nonmbunas - nutzen auch größere Bereiche. Ist das Becken aber mit zu wenig Tiefe ausgestattet, geht das jeweilige Tier in die Länge und nach oben, wobei meistens eher in die Länge. Hieran erkennt man wieder, wie wichtig die Kantenlänge ist.
50 cm sind nicht zu unterschreiten, um ein Mindestmaß an Tiefe zu gewährleisten!
Man sieht, dass die Wahl des Beckens und der Maße sehr wichtig ist und davon abhängig ist, in welche Richtung man bei Malawisee Buntbarschen gehen möchte. Dabei muss immer das Wohl der Fische im Vordergrund stehen. Sicher sind manchmal Kompromisse nötig, jedoch nicht auf Kosten der Tiere, sondern eher der Optik. Dabei ist auch unter der einzelnen Gattung genau zu schauen, welche man setzen möchte!!!
Ist man nicht in der Lage den Tieren etwa aus Platzgründen in der Wohnung ein Mindestmaß an Lebensraum zur Verfügung zu stellen, sollte man lieber auf einen anderen Bereich der Aquaristik umschwenken. Es macht keinen Sinn, wenn man den Tieren langfristig nicht den Platz gibt, den sie benötigen. Das führt nur zu Problemen!
Die richtigen Maße:
> Aquarienmaße sollten bei 120 cm Kantenlänge beginnen (ganz ganz wenigen Arten genügen möglicherweise bereits 100 cm, hier streiten die Experten)! Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Die Menge der Besatzung ist dabei zu berücksichtigen. Dabei orientiert man sich immer nach der Art, die den höchsten Anspruch stellt. Auch der Faktor Aggression spielt eine Rolle, diese hat nicht grundsätzlich etwas mit der Größe des Tieres zu tun!
> Die absolute Tiefe darf 50 cm nicht unterschreiten, auch hierbei spielt immer der Besatz eine Rolle. Grundsätzlich gilt: Je mehr Tiefe desto besser. Wir empfinden aber Aquarien, die mehr als 70 cm Tiefe aufweisen, als etwas schwieriger zu pflegen. Man muss ja auch das eigene Becken im Inneren reinigen, dies sollte einem vorher bewusst sein.
> Die Beckenhöhe ist abhängig von der Art, die man pflegen möchte. Unterstes Maß sind 50 cm. Eine Beckenhöhe ab 70 cm ist bezüglich der Pflege des Innenlebens oder beim Rumhantieren mit Mehraufwand verbunden. Die meisten Malawisee Aquarien sind 60 cm hoch, das erlaubt für beide Gattungen einen Kompromiss, der sich in der Aquaristik bewährt hat und sowohl Mbunas als auch Nonmbunas gerecht wird.
> Volumen des Aquariums: Spätestens hier beginnt das große Rechnen, man muss alles unter einem Hut bekommen. Die Literanzahl ist jedoch jedem selbst überlassen und abhängig, von dem, was man stellen kann und möchte.
Beispiele Beckenmaße Mbunas
100x50x50
Das absolute Miminum für sehr wenige Mbuna Arten. Diese Variante istfür eine Mbuna Art vertretbar, aber nicht als optimal zu bewerten. Zwischengrößen sind auch denkbar, wir gehen hier von oftmals angefragten Beckenmaßen aus, die wir per Mail als Anfrage erhalten.
120x50x50
Hier beginnt es eigentlich bei Malawis, auch immer die passenden Arten voraus gesetzt !Bei dieser Maßeinheit sind 1-2 Arten durchaus denkbar. Andere Maßeinheiten sind möglich mit dem Blick auf die Formel: "Je mehr desto besser!"
Zwischenmaße wie 130 cm Kantenlänge oder 140 cm Kantenlänge sind ohne wenn und aber möglich. Meistens sind dies aber keine Standard-Aquarien, die man leicht im Handel bekommen kann.
150x50x50
3 Arten Mbunas gut vertretbar. Wie immer gilt es, auch die Dekoration im Auge zu behalten und die richtige Wahl der Arten zu treffen!Ab dem Maß von 150 cm Kantenlänge und je nachdem, was man an Tiefeund Höhe aussucht, eröffnen sich andere Beckengrößen, die dann dementsprechend mit Mbunas bestückt werden können. Ob man sich nun auf ein Artenbecken einlassen oder unterschiedliche Arten zusammensetzen will, ist dabei Geschmackssache!
150x60x60
Ab dieser Größe geht dann schon viel mehr. Noch besser ist natürlich 200x60x60 - hier ist die Welt schon eine komplett andere - sofern man die richtige Dekoration und Struktur beachtet. Ich könnte jetzt noch viele Zwischenmaße aussuchen, denke aber, dass hier erstmal die gängisten Größen behandelt sind.
Beispiele Beckenmaße Nonmbunas (Utakas)
120x50x60
Denkbar bei einigen kleineren Nonmbuna Arten, dabei sind hier sowohl Artenbecken denkbar als auch Mischbecken mit bis zu 2 Arten. Nicht ideal, aber durchaus Praxis erprobt! Die meisten Nonmbunas leben in den sogenannten Übergangszonen, dabei sind zwar Sichtschutz-Barrieren ein Muss, aber es müssen keine ausladenden Steinformationen suggeriert werden. Auch hier gilt: Es kommt auf die Arten an!
120x60x60
Gleiches Spiel: Ein Standardmaß würde bis zu 2 vielleicht 3 Nonmbuna Arten erlauben, ansonsten siehe Text oben!
Ich erspare allen wieder die Zwischenmaße 130 cm und 140 cm Kantenlänge. Auch hier gilt wie bei den Mbunas: Alles ist abhängig von der Wahl der Maße!
150x50x50
Erlaubt 2-3 Nonmbuna Arten - abhängig von der einzelnen Art.
150x60x50 oder 150x50x60
Die 60er Tiefe ist die durchaus bessere Wahl, weil diese auch optisch mehr Tiefe bietet. Allerdings ist die 50er Tiefe auch machbar. Dabei ist es wichtig, wie man dekoriert und welche Arten es sein sollen. Gleiches gilt bei den Maßen 160, 170 und 180 cm. Je nach Wahl der Maße verändern sich auch die Literzahl und die Möglichkeiten, Arten zu pflegen. Die Literanzahl ist vom Anspruch der Art und der Kantenlänge abhängig.
Ab 200 cm Kantenlänge geht sehr vieles, zumindest was die Ansprüche der einzelnen Arten angeht. Die Kombination aus der Buntbarschart, deren Anspruch sowie der Kantenlänge ergibt dann unterschiedliche Möglichkeiten.
Natürlich könnten wir hier eine Menge weiterer Beispiele aufzeigen, aber das würde einfach den Rahmen sprengen. Die Beispiele hier sollen zum Nachdenken anreizen und Wege vorgeben, die man gehen kann. Je mehr der Aquarianer sich mit den Möglichkeiten beschäftigt, umso besser kann er sein Hobby ausführen.
Hinweis: Wir werden diesen Beitrag immer wieder anpassen, denn in der Aquaristik entwickelt sich alles sehr schnell.
Autor: Florian Bandhauer, Steffen Reich
Bilder: Florian Bandhauer, Marc Boulden, Pete Barnes
Video: Florian Bandhauer